Liebe Leserin, lieber Leser,
Ich freue mich, dass du heute wieder den Weg zu mir gefunden hast.
Drei Wochen nach meinem ersten Geschenk für dich, ist es nun an der Zeit dir einen weiteren Teil für dein Achtsamkeitstraining zu geben. Achtsam und aufmerksam leben, heißt das Leben mit all seinen Sinnen zu erleben. Genau darum geht es heute. Achtsam essen. Unser Alltag bringt uns oft in stressige Situationen und viel zu oft essen wir schnell einen Happen zwischendurch. Schnell ein Brötchen bei der Arbeit am PC, Telefon klingelt und am Ende haben wir nur den Hunger gestillt. Meistens wissen wir nicht einmal mehr ob es uns geschmeckt hat oder ob wir nicht vielleicht mehr zu uns genommen haben als wir gebraucht hätten.
Ich schlage dir vor, täglich mindestens eine Mahlzeit achtsam vorzubereiten und zu genießen. Die Mahlzeit bekommt sofort eine ganz andere Qualität. Ich erkläre dir mal wie ich zu Hause koche.

Ich suche mir zuerst ein schönes Rezept aus (oder ich tüftele selbst an einem neuen Rezept). Damit verrate ich dir schon ein Geheimnis. Dadurch, dass ich selbst diese Übung schon sehr lange ausführe, kann ich mir schon beim Rezept sehr gut vorstellen wie etwas schmecken wird, welche Gewürze eventuell dazu passen könnten. Wenn dann gekocht wird, lege ich mir alle Zutaten bereit, ich schaue sie mir bewusst an, fühle sie, rieche daran und gehe respektvoll damit um. Ich koche mit Liebe. Und du darfst mir gerne glauben, das schmeckt man anschließend auch. Während des Kochens nehme ich den Geruch bewusst auf, würze, schmecke ab und höre erst auf wenn ich die ersehnte Geschmacksexplosion erlebe. Es ist mir durchaus klar, dass dies komisch klingen mag, aber, wenn man ein Rezept nachkocht, ist dieses für mich nur eine Richtlinie. Jeder sollte etwas Eigenes daraus machen und das Gericht wird somit besonders und individuell.
Dann kommt der Moment am Tisch, wo die Familie oder die Freunde sich dazu setzen. Dies gilt auch für uns, wenn wir alleine essen. Ein schön gedeckter Tisch weist schon darauf hin, dass ein wertvoller und genussvoller Moment bevorsteht. Ich zeige damit, dass die Menschen die an meinem Tisch Platz, mir wichtig sind. Und wenn ich für mich alleine koche, bin ich ebenso wichtig und ich bin es mir wert, genussvoll essen zu dürfen. Fernseher und Radio sollten dabei ausgeschaltet bleiben.

Ein Blick auf einen schön angerichteten Teller, lädt ein sich das Gericht genauer anzuschauen. Einmal tief einatmen und den Duft aufnehmen der meine Nase kitzelt. Kann ich schon erraten welche Gewürze drin sind oder riecht es vielleicht fruchtig? Den ersten Bissen im Mund will ich genauso genießen. Nicht einfach nur kauen und schlucken, sondern die Konsistenz erfühlen, langsam kauen. Welcher Geschmack entfaltet sich? Ist das Essen saftig, salzig, süß oder scharf? Ist es cremig oder scharf? Welches Gefühl löst das Gericht in mir aus? Weckt es vielleicht Kindheitserinnerungen oder denke ich an den letzten Urlaub zurück?
Am Tisch entwickeln sich schöne Gespräche. Es ist ein sehr lebendiger Augenblick und man lernt seine Mitmenschen besser kennen, weil jeder seine eigenen Gefühle hat. Ist es nicht wunderschön und wertvoll wenn unsere Mitmenschen uns ihr Herz eröffnen und uns an ihren Gefühlen, ihrem Leben und ihren Geschichten teilhaben lassen?
Ich lade dich herzlich ein, dir einmal pro Tag diese Zeit zu nehmen und es dir gut gehen zu lassen. Es ist überhaupt nicht wichtig ein 5-Gänge-Menu dafür zuzubereiten. Es ist nur wichtig das Essen bewusst und liebevoll zuzubereiten und zu genießen. Mit all deinen Sinnen.
Bis bald
Marie-Jo